Kleine Gemeindegeschichte

Blick auf Würzburg von oberhalb der Weinberge bei Grombühl

 

Nach dem Ersten Vatikanischen Konzil 1870 sammelten sich wie an vielen Orten auch in Würzburg die Katholiken, die die neuen Dogmen – die Unfehlbarkeit des Papstes und seine totale Regierungsgewalt über die Kirche – ablehnten. Sie erklärten, am Glauben der alten Kirche festhalten zu wollen (deshalb auch die Bezeichnung „alt-katholisch“).
Theologieprofessoren wie Michelis und Reinkens, der spätere Bischof, hielten 1872 und 1873 Vorträge in Würzburg. Am 30. November 1873 fand in der Privatkapelle des Buchhändlers Joseph Stahel im ehemaligen Domherrenhof Seebach (heutige Theresienklinik) in der Domerschulgasse der erste alt-katholische Gottesdienst statt. Er wurde zelebriert von Pfarrer Hassler aus Erlangen. Damit beginnt die offizielle Geschichte der Gemeinde Würzburg.
1874 gab es mit der Heirat von Graf Richard Bentheim zu Tecklenburg die erste alt-katholische Trauung und mit der Bestattung des Privatiers Joseph Krustus die erste alt-katholische Beerdigung. Drei Jahre später firmte der 1873 gewählte erste alt-katholische Bischof Joseph Hubert Reinkens bei seinem Besuch in Würzburg bereits 12 Kinder. Zu dieser Zeit hatte die Gemeinde mit Max Kopp (1876-78) ihren ersten eigenen Pfarrer. Er versorgte auch Schweinfurt, Römershag, Nördlingen, zeitweise Nürnberg, Erlangen, Bayreuth und Gunzenhausen. Dies gewährt einen Einblick, wie schwierig der Aufbau eines Gemeindelebens war. Die wenigen Priester hatten ein riesiges Arbeitspensum zu leisten – man denke nur an die Entfernungen, die in einer Zeit ohne Auto zu bewältigen waren. Gottesdienste konnten nur sporadisch stattfinden. 
Würzburg wurde in der Folgezeit meist von Nürnberg aus pastorisiert. Erst ab 1907 fand regelmäßig einmal monatlich Gottesdienst im Kapitelsaal der Stephanskirche statt (bis zur Zerstörung 1945). 
Anders als in den anderen deutschen Gebieten sind in Bayern die Dogmen des I. Vaticanums nie verkündet wurden, so dass es aus staatlicher Sicht keinen Anlass gab, dass Katholiken sich gegen diese Dogmen wendeten. So mussten sich die Gemeinden in der Anfangszeit als Vereine konstituieren, bis endlich nach dem Ersten Weltkrieg die Alt-Katholische Kirche in Bayern als Alt-Katholische Religionsgemeinschaft durch Beschluss des Kultusministeriums vom 18. April 1920 die Rechte einer Körperschaft des Öffentlichen Rechts erhielt. 
Nach dem Zweiten Weltkrieg fand der Gottesdienst dann bis 1966 in der Evangelischen Kapelle im Luitpold-Krankenhaus statt. Ein großer Teil der Gemeindemitglieder war bei der Bombardierung Würzburgs im März 1945 ums Leben gekommen. 90% der Gemeindemitglieder waren nun Heimatvertriebene aus den Ostgebieten. 
Die nächsten Jahrzehnte hatte die alt-katholische Gemeinde wieder eigene Pfarrer. Frauenverein, Kirchenchor und viele gemeinsame Unternehmungen zeugten von einem regen Gemeindeleben, ebenso wie die Renovierung der 1966 bis 1970 von der Stadt gemieteten Alten Wache in der Zeller Straße. Man hatte nun ein eigenes Gotteshaus mit Gemeindezentrum und Pfarrerswohnung. Dieses Zentrum gab man allerdings 1971 wieder auf, seitdem finden die Gottesdienste am Sonntag in der vom Missionsärztlichen Institut gemieteten Kapelle in der Friedenstraße statt. 
Die Mitgliederzahl hat sich seit den 50er Jahren (280 Mitglieder) durch Todesfälle und Wegzug sehr verringert. Die Mitglieder verteilen sich auf ganz Unterfranken. 
Die Alt-Katholische Kirche finanziert sich ähnlich wie die beiden Großkirchen durch Kirchensteuererhebung. Die hauptamtlichen Geistlichen werden in Bayern zentral besoldet und auch der Unterhalt von eigenen Kirchen und Gemeinderäumen ist meistens so gesichert. Die Gemeinde Würzburg finanziert sich über Kirchgeld und Spenden sowie durch finanzielle Unterstützung durch das Bistum. 
Seit März 2023 hat die Gemeinde Würzburg einen eigenen Pfarrer. Auf der Gemeindeversammlung wurde mit großer Mehrheit Sebastian Watzek zum Pfarrer der alt-katholischen Gemeinde St. Martin Würzburg gewählt. Er ist gleichzeitig auch gewählter Pfarrer von Nürnberg und versorgt beide Gemeinden. Er wird am 8. Juli in Nürnberg und am 9. Juli in Würzburg von Bischof Dr. Matthias Ring offiziell in sein Amt eingeführt. In Würzburg selbst ist noch ein ehrenamtlicher Geistlicher, der die Gemeinde vor Ort in der Ökumene vertritt, regelmäßig Gottesdienste hält und als Ansprechpartner für Würzburg fungiert. 
Neben den regelmäßigen Gottesdiensten an Sonn- und Feiertagen (sonntags 10 Uhr) gibt es in der Gemeinde einen monatlichen Bibelkreis und einen ca. vierteljährigen Gebetskreis, der sich regelmäßig trifft. Der monatliche Gottesdienst in Schweinfurt musste leider Anfang 2023 eingestellt werden. Neu ist seit 2023 ein regelmäßiger Musizierabend jeweils dienstags um 20 Uhr in der Kapelle. Die Gemeinde engagiert sich darüberhinaus in der Würzburger Ökumene und bei der Nacht der offenen Kirchen am 2. Oktober.